Osteopathie und Traumafolgen
Was ist ein Trauma und was kann die Osteopathie für Menschen, die unter den Folgen eines Traumas leiden tun?
Ein Trauma entsteht, wenn ein Mensch ein Erlebnis nicht verarbeiten kann und unter den Folgen leidet.
In einer bedrohlichen Situation reagieren wir mit Flucht, Kampf (oder tot stellen). Um eine bedrohliche Situation zu bewältigen, stellt unser Körper uns über eine stark ausgeprägte Stressreaktion mit Hilfe des Adrenalins Energie zur Verfügung, wir sind fokussiert, das ganze System ist in Alarmbereitschaft. Wir können auf die Bedrohung reagieren. Sind Flucht oder Kampf erfolgreich und wir in Sicherheit, entspannt sich unser Körper, der Adrenalinspiegel sinkt und wir erholen uns. Bei diesem Ablauf kommt es sehr wahrscheinlich nicht zu einer Traumatisierung.
Wenn aber die Bedrohung übermächtig ist und wir trotz des Adrenalins ohnmächtig und hilflos sind, weil wir nicht fliehen oder kämpfen können, bleibt der Körper in dieser „Stressreaktion“ stecken bzw. wiederholt sie immer, wenn er (fälschlicherweise) annimmt, dass sich die Bedrohung wiederholt. Man spricht dann von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Häufig findet man eine PTBS bei Soldaten, Menschen aus Kriegsgebieten, nach Unfällen, bei Menschen, die Gewalt oder sexuellen Missbrauch oder eine Vergewaltigung erlebt haben. Eine PTBS kann aber auch bei Menschen auftreten, die nicht selbst Opfer von Gewalt geworden sind, sondern diese „nur“ miterlebt haben.
Eine zweite mögliche Reaktion ist das tot stellen, auch das ist eine Reaktion auf eine Bedrohung. Sie ist ein Relikt aus dem Amphibienhirn und in unserer Welt in den seltensten Fällen erfolgreich. Auch hierbei bleibt der Körper in seiner Reaktion stecken. Im Extremfall kann es zu einem „Vergessen“ des Traumas kommen.
Das erste Mittel der Wahl zur Behandlung einer Traumafolgestörung ist eine trauma-therapeutische Psychotherapie!
Was aber kann jetzt die Osteopathie für diese Menschen tun?
Häufig sind Menschen, die traumatisiert sind, im „Dauerstress“, weil das Nervensystem immer noch in Alarmbereitschaft ist. Das führt zu körperlicher und muskulärer Anspannung, Verdauungsstörungen usw. Hier kann mit Hilfe der Osteopathie das Nervensystem (vorübergehend) beruhigt werden, so dass eine Pause und ein kleines bisschen Entspannung möglich sind.
Viele Menschen mit traumatischen Erfahrungen nehmen ihren Körper nicht gut wahr oder er stört sie die meiste Zeit. Den Körper zu behandeln, kann dabei helfen, die Wahrnehmung für ihn zu verändern.
In Kombination oder nach einer Psychotherapie kann die Osteopathie für Menschen mit Traumafolgestörungen eine gute Unterstützung sein.
Was können wir alle tun um Traumatisierung zu verhindern?
Das eigentliche Ereignis können wir in aller Regel nicht verhindern. Was wir aber beeinflussen können, ist wie ein Mensch die Zeit nach einem traumatischen Erlebnis empfindet. Auch das nimmt großen Einfluss darauf, ob es zu nachhaltigen Beeinträchtigungen kommt oder nicht.
Wir alle brauchen nach einem schlimmen Erlebnis Zuwendung, Trost, Fürsorge und das Gefühl in Sicherheit zu sein. Das heißt konkret, wenn ich an einen Unfallort komme, kann ich mit ganz banalen Dingen wie einer Decke, einer Tasse Tee und freundlichen Worten viel Positives ausrichten. Genauso, wie ich mit Schimpfen, Beschwerden und Vorwürfen viel Negatives anrichten kann. Deswegen ist es in Krisensituationen immer die bessere Wahl, je nach eigenem Können und Zutrauen, freundlich, hilfsbereit und unterstützend zu sein.