Schwangerschaft und Hormone
Was passiert im Körper einer Frau, wenn sie schwanger ist? Welche Folgen hat das und warum ist das für die Schwangerschaft wichtig?
Es passieren zwei wesentliche Dinge im Körper einer Schwangeren, und diese haben weitreichende Folgen für den gesamten Organismus.
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Das Hormonsystem stellt sich um
Der Körper bildet HCG (human chorion gonadotropin), das sogenannte Schwangerschaftshormon. Das führt zu einer gesteigerten Produktion des „Schwangerschaftserhaltungshormons“ Progesteron im Gelbkörper und in den Eierstöcken. Auch der Östrogenspiegel steigt, damit die Gebärmutter wächst und ihre Schleimhaut gut durchblutet wird. Alle diesen Wirkungen sind gewünscht und notwendig. Allerdings haben diese Hormone manchmal auch Effekte, die zu den typischen Beschwerden einer Schwangerschaft führen können.
HCG: regt die Östrogen- und Progesteronproduktion an. Es kann Übelkeit und Erbrechen verursachen.
Progesteron: sorgt für eine Erhöhung des Blutflusses, verdickt die Gebärmutterschleimhaut, vermeidet vorzeitige Kontraktionen (Anspannung) der Gebärmutter, verbessert die Durchblutung des Beckens und bereitet die Milchproduktion in den Brüsten vor.
Progesteron wird auch als Weichmacher bezeichnet. Daher kann es den Magenverschluss erschlaffen lassen und Sodbrennen verursachen. Der Darm wird träger, dies kann zu Verstopfungen führen. Auch häufiges Wasserlassen zu Beginn der Schwangerschaft wird vom Progesteron verursacht.
Östrogen: ist durchblutungsfördernd. Das Herz-Kreislaufsystem wird angeregt, um den Fötus gut mit Sauerstoff versorgen zu können. Auch die Erhöhung der Blutmenge wird vom Östrogen gesteuert. Die Drüsen im Brustgewebe werden auf die Milchbildung vorbereitet.
Es kann Wassereinlagerungen und Brustspannen verursachen. Auch harmloses aber als unangenehm wahrgenommenes Herzklopfen entsteht manchmal auf Grund des Östrogens.
Thyroxine: sind Schilddrüsenhormone und kurbeln den Stoffwechseln an. Sie können Übelkeit verursachen.
Oxytocin: besitzt wehenfördernde Eigenschaften und gelangt daher erst kurz vor der Entbindung ins Blut. Außerdem fördert es die Dehnung der Gebärmutter und des Beckenbodens. Es gilt als das wichtigste Bindungshormon. Es sorgt im optimalen Fall nach der Geburt für eine gute Bindung zwischen Mutter und Kind.
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Der Körper passt sich an die mechanische Veränderung an
Schon zu Beginn der Schwangerschaft verändert die Gebärmutter ihre Lage. Schon sehr früh beginnt sie sich aufzurichten. Einige Frauen spüren das sehr deutlich in den Mutterbändern. Meistens wird ein Ziehen in den Leisten, manchmal auch in den äußeren Schamlippen beschrieben. Das ist vollkommen harmlos, kann aber sehr unangenehm sein. Je mehr sich die Gebärmutter aufrichtet, desto mehr Druck entsteht auch auf den Beckenboden. Viele Frauen merken schon sehr früh, dass das Wasser halten schwieriger wird. Häufig ist nur der Beckenboden verspannt. Er verhält sich, wie ein überlasteter Rückenmuskel und geht in eine Verspannung, um das zusätzliche Gewicht besser halten zu können. Leider kann das Schmerzen machen und es erschwert das Wasser halten. Als verstärkende Ursache sei noch das Progesteron genannt, welches das Gewebe weich werden lässt und so eine Instabilität verstärkt, die der Beckenboden auszugleichen versucht. Auch hier gilt: das ist harmlos, aber unangenehm. Ein verspannter Beckenboden kann noch andere Beschwerden zur Folge habe. Häufig verspannt einer der Pomuskeln mit, um den Beckenboden zu unterstützen. Der Musculus piriformis (birnenförmiger Muskel) zieht quer über den Po und setzt seitlich am Becken am Trochanter major (großer Rollhügel) an. Dabei zieht er über ein großes Nervenbündel (Nervus ischiadicus), das die meisten als Ischias kennen. In der Folge können Schmerzen am Becken, im Po und im Bein entstehen. Dies wird gelegentlich mit einem Bandscheibenvorfall verwechselt.
Ab dem 2. Trimester kann auch der wachsende Bauch Beschwerden machen. Die meisten Frauen kippen das Becken nach vorne, so dass ein Hohlkreuz entsteht. Die Rückenmuskulatur verspannt sich, die Wirbel zwischen Brust- und Lendenwirbeln blockieren, um den Rücken zu stabilisieren. Durch die ungünstige Haltung kann es auch zu Verspannungen und Schmerzen im Nacken und den Schultern kommen. In Folge der Verspannungen gibt es möglicherweise auch einschlafende Hände und Finger, vor allem nachts. Auch die wachsenden Brüste nehmen an dieser Stelle einen möglichen negativen Einfluss.
Je weiter die Schwangerschaft voranschreitet, desto weicher wird das Gewebe (wie ausgeprägt das ist, ist sehr individuell). Bei einigen wenigen Frauen lockert sich das Becken so weit, dass man von einer Symphysen-Lockerung spricht. Die Symphyse ist die knorpelige Verbindung vorne am Schambein. Auch das ist nicht schlimm, macht aber genau dort, wo die Symphyse sich befindet Schmerzen, insbesondere beim Gehen oder Bewegungen, bei denen man die Beine öffnet.
Fast immer gilt, sobald das Kind auf der Welt ist, sind die Beschwerden aus der Schwangerschaft weg. Wenn Sie Beschwerden haben und Interesse an einer Behandlung haben, kontaktieren Sie uns gerne. Wir schauen individuell, ob und wann in Ihrem Fall eine Behandlung sinnvoll ist.
Hinweis: Es gibt in der Osteopathie nur sehr wenig Studien an und mit Schwangeren. Daher unterlassen wir alle Techniken, die möglicherweise die Schwangerschaft gefährden könnten. Auch bestimmte Körperregionen werden nicht oder nicht während der gesamten Schwangerschaft behandelt.